Helferkreis Asyl Unterhaching
Newsletter Dezember 2016
Liebe Freunde des Helferkreis Asyl Unterhaching,
die Verschärfung des Bleiberechts und die damit verbundene Weisung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren, Arbeitsgenehmigungen von Geflüchteten nur noch nach Bleibeperspektive zu erteilen bzw. nicht wieder zu verlängern, hat erhebliche negative Konsequenzen für die Flüchtlinge in Unterhaching sowie deren Helfern und Arbeitgebern. Lesen Sie dazu nachfolgenden Bericht von unser Leiterin Franziska Kindsmüller.
In diesem Zusammenhang gilt unser großer Dank den Fraktionsvorsitzenden der Gemeinde Unterhaching für ihren offenen Brief „Arbeitsgenehmigungen und Verlängerungen von Genehmigungen für in Unterhaching untergebrachte Geflüchtete“ an den Herrn Staatsminister Joachim Herrmann vom 07.02.2017, der auf Initiative unseres Leiterkreises entstanden ist. Der Brief kann hier von unserer Webseite heruntergeladen werden.
Doch die Hilfe zur Integration geht weiter, wie uns ein weiterer Beitrag von Brigitte Wittmann aus dem Arbeitskreis Fahrradschule zeigt.
Stefan Drozkowski
Rückschlag für die Integration von Geflüchteten
Können wir uns vorstellen wie es ist, wegen Krieg, Terror oder Verfolgung, alles aufzugeben und seine Heimat zu verlassen? Nicht wirklich! Die Mitarbeiter des Helferkreises erfahren von ihren Schützlingen, was diese dazu bewegt hat, in Deutschland Schutz zu suchen. Die meisten flohen vor einem unmenschlichen Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Syrien oder vor dem Terror der Taliban in Afghanistan. Diese verüben laut einem Bericht der Vereinten Nationen mehr als doppelt so häufig gezielte Anschläge gegen Zivilisten als gegen Behörden oder internationale Truppen. Sie sollen für über ¾ der zivilen Todesopfer verantwortlich sein.
In Unterhaching engagieren sich 70 aktive Helferinnen und Helfer als Sprach- oder Familienpaten sowie in Begleitdiensten, gehen mit zu Ämtern oder Arztbesuchen, geben Nachhilfe-Unterricht, unterstützen beim Erlernen der Sprache und helfen bei der Integration. Gemeinsame Feste werden sowohl von den Flüchtlingen als auch von den Helfern gerne und zahlreich besucht. Die Kinder in den Einrichtungen besuchen Kindergarten oder Schule, so dass die Mütter Sprachkurse belegen oder eine Arbeit aufnehmen können. Angesichts von derzeit 360 Flüchtlingen in den beiden Traglufthallen, 80 Personen in der Erstaufnahme und 60 Bewohnern der Unterkunft werden weiterhin Helfer gesucht.
In letzter Zeit hat sich bei den Mitarbeitern des Helferkreises Frustration breitgemacht. Zwar erhöhte sich im vergangenen Jahr die Zahl der Anhörungen beim BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) rapide. Das Amt sprach sowohl Anerkennungen als auch Ablehnungen aus. Jedoch ein Leitfaden ist nur dadurch erkennbar, dass z.B. für Afghanen die Abschieberate drastisch erhöht wurde. So wird oftmals sogar Familien mit kleinen Kindern der Abschiebebescheid erteilt. Völlig unverständlich: Teilweise werden die Verfahren von Eltern und Kindern getrennt bearbeitet und es dauert oft bis zu einem Jahr, bis der Bescheid erfolgt. Eine Frau und ihre drei Kinder, das jüngste ebenfalls hier geboren, soll ebenfalls abgeschoben werden – der Vater hat nach fast fünf Monaten noch keinen Bescheid vom BAMF.
Dass jetzt Flüchtlingen ohne Aufenthaltsstatus keine Arbeitserlaubnis mehr erteilt oder diese gar wieder entzogen wird, stößt bei den Helfern auf völliges Unverständnis. Was spricht dagegen, dass die Menschen einer Beschäftigung nachgehen, Steuern und Sozialabgaben zahlen? Sie werden zu jahrelanger Untätigkeit verdammt. Die Arbeitgeber, die sich durchgerungen haben, Flüchtlinge einzustellen und damit in der Regel auch gute Erfahrungen gemacht haben, stehen plötzliche ohne ihre Mitarbeiter da und sind verunsichert, ob sie weiterhin Flüchtlinge beschäftigen werden.
Fazit: Die Politik geht im Wahljahr auf Stimmenfang. Ausbaden müssen es die Flüchtlinge. Den Helfern werden Steine in den Weg gelegt. Die Gerichte können sich vor Klagen gegen die Abschiebebescheide, die gegen das Grundgesetz und die Genfer Flüchtlingskonvention verstoßen, nicht mehr retten.
Den Helfern bleibt die Hoffnung, dass die Vernunft wieder Oberhand gewinnt und sie im Sinn einer guten Integration und eines friedvollen Zusammenlebens im Ort ihre Arbeit in der gewohnten und bewährten Weise fortsetzen können.
Franziska Kindsmüller